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  • AutorenbildSimon Bongers

eCall: Das Notrufsystem für Fahrzeuge



Seit 2018 müssen alle neuen Fahrzeugmodelle mit dem automatischen Notrufsystem "eCall" (emergency call) ausgestattet sein. Warum dieses System eingeführt wurde, welche Funktionen es hat und wie eine Datenübertragung funktioniert, liest du hier:


Wofür ist das System eCall?

Vor allem bei schweren Unfällen zählt jede Sekunde. eCall hilft wertvolle Zeit zu sparen und somit die Rettungskräfte zügiger zum Unfallort zu bringen. Auch wenn Betroffene selbst keinen Notruf mehr absetzen können, wird dies durch das System erledigt. Der eCall ist ein von der europäischen Union vorgeschriebenes automatisches Notrufsystem aus dem Projekt "eSafety-Initiative" der europäischen Kommission. Seit dem 31. März 2018 müssen alle neuen Modelle - PKW und leichte Nutzfahrzeuge - mit diesem System ausgestattet sein.


Wie funktioniert das System?

Der Notrufdienst funktioniert europaweit gleich. Kommt es zu einem schweren Verkehrsunfall, bei dem die Airbags auslösen, sendet das System automatisch einen Notruf ab. eCall nutzt dabei eine Mobilfunkverbindung und Satellitenortung, um aus dem Fahrzeug heraus eine Telefonverbindung über die einheitliche Rufnummer 112 zur nächstgelegenen Rettungsleitstelle herzustellen. Die Verbindung kann bei akuten medizinischen Notfällen auch manuell - mittels einer SOS-Taste - im Fahrzeug ausgelöst werden. In Beiden Fällen wird eine Sprachverbindung zur Rettungsleitstelle hergestellt, um weitere Unfalldetails durchgeben zu können. Wenn kein Insasse ansprechbar ist, werden Rettungsmaßnahmen anhand weiterer übertragenener Daten in die Wege geleitet. Denn neben der Sprachverbindung, wird ein Minimaldatensatz automatisch mit übermittelt. Dieser enthält:

  • Zeitpunkt des Unfalls

  • Auslöseart: manuell oder automatisch

  • die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN)

  • Antriebsart (z.B. Benzin, Diesel, Gas, Elektro)

  • Fahrzeugposition & Fahrtrichtung

  • die letzten zwei Fahrzeugpositionen (Längen- und Breitengradunterschiede in Bezug zur aktuellen Fahrzeugposition)

  • Anzahl der Insassen (sofern die Sicherheitsgurte angelegt wurden)

Welche Voraussetzungen benötigt das System?

Neben dem reinen eCall-System benötigt das Fahrzeug einen Empfänger für GPS- und Galileo-Ortungsdaten, eine Mobilfunkantenne, eine Freisprechanlage, ein Steuergerät mit festverbauter SIM-Karte, sowie eine Verbindung zum Airbag-Steuergerät. Üblicherweise wird neben der SOS-Taste noch eine "Pannen-Taste" an das System angeschlossen. Damit können Fahrzeugführer bei Pannen oder technischen Schwierigkeiten direkt mit dem fahrzeugherstellergebundenen Pannendienst in Verbindung treten.


Kann das eCall-System nachgerüstet werden?

Da für die vor dem 31.03.2018 homologierten Fahrzeuge keine Pflicht zum Einbau des automatischen Notrufsystems eCall besteht, gibt es derzeit auch keine Nachrüst-Systeme, die die gesamten Funktionalitäten des eCall erfüllen.

Manche Hersteller und Fahrzeugversicherungen bieten Systeme an, die an jeweils eigen geführte Callcenter verbinden. Die Verbindung wird mittels Bluetooth über das Mobiltelefon des Fahrers hergestellt. Bei Notfällen erfolgt dann der Notruf über diese Callcenter.


Kann das eCall-System deaktiviert werden?

Eine Deaktivierung des eCall-System ist so gut wie nicht möglich. Die meisten Systeme sind tief in den Fahrzeugsystemen und -steuergeräten integriert. Zudem ist das System bei neuen Fahrzeugen Bestandteil der Typgenehmigungsprüfung. Wird das System dann nachträglich aus dem Fahrzeug entfernt, erlischt die Betriebserlaubnis - mit allen Konsequenzen.


Wird der Datenschutz gewahrt?

Das eCall-System sendet erst nach einem verletzungsrelevanten Unfall - oder durch manuelle Betätigung - Daten an die nächstgelegene Rettungsleitstelle. Die im Fahrzeug eingebaute SIM-Karte bucht sich auch erst nach Auslösen des Systems auf das dann vor Ort stärkste Mobilfunknetz ein. Zudem werden keine Fahrer- oder Halterdaten gespeichert oder übermittelt - sodass auch bei einem Halterwechsel keine Aktualisierung erfolgen muss. Auch erfolgt keine Aufnahme oder Speicherung von Bewegungsdaten.


ABER: Neben den eCall-Systemen verbauen viele Hersteller auch weitere "Connected-Services", bei denen eine Ermittlung, Speicherung und Weitergabe von Fahr- und Bewegungsdaten erfolgen kann. Hier gilt es, sich über die jeweiligen Herstellersysteme genau zu informieren!


Fazit:

In Summe ist das System ein absoluter Lebensretter! Denn durch die rasche und absolut korrekte Weitergabe relevanter Informationen, können Rettungskräfte viel schneller und gezielter lebenserhaltene oder sogar -rettende Maßnahmen einleiten.

Umso wichtiger ist, dass Automobilverkäufer sich bei der Erklärung dieses Systems ein wenig mehr Zeit nehmen - ob in der Angebotsphase bei der Kosten-Nutzen-Argumentation oder bei der Auslieferung praktisch und "in Echt" mit dem Kunden in seinem eigenen Fahrzeug.



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